Was ist das Gegenteil von Liebe?

Foto: pixabay.com - many thanks to "lechenie-narkomanii" :)
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Hast Du gerade sofort an "Hass" gedacht? Das könnte man meinen. Ist ja auch irgendwie logisch: Wer nicht liebt, der hasst oder, milder ausgedrückt, hegt eine Abneigung gegen jemanden oder etwas.

 

An einem wunderschönen Sommerabend sitze ich mit meiner Begleitung an einem langen Biertisch. Dieser gehört zu meinem indischen Lieblings-Restaurant im Berliner Stadtbezirk "Prenzlauer Berg". Es befindet sich in einer ruhigen Seitenstraße und ist immer gut besucht.

 

Die Tische draußen sind bei den warmen Außentemperaturen sehr beliebt, da sich innen im Gastraum die warme Luft sammelt (die Küche ist nicht wie üblich getrennt, sondern im Lokal). Man kann den Köchen beim Zubereiten der Speisen zuschauen und riecht das leckere Essen sowie den Duft von Exotik...

 

Nachdem ich meine Bestellung aufgegeben hatte und kurz die Schlagzeilen einer Tageszeitung überflog, hörte ich ein (mit ausländischem Akzent):

 

"Darf ich hier sitzen?"

 

Am Tisch stand eine sympathische Frau, die mit ihren freundlichen Augen zu uns herabsah.

 

"Natürlich!", antwortete ich. Zuerst dachte ich, sie wäre eine Amerikanerin.

 

 

Kennst Du übrigens das Gefühl, dass Du jemandem begegnest, den Du noch nie gesehen hast, und trotzdem kommt Dir dieser Mensch vertraut vor?

Ich hatte sofort ein starke Wahrnehmung von Gleichklang.

 

Nachdem die Vorspeise serviert wurde, schaute die Dame neugierig auf unsere Teller und fragte vorsichtig lächelnd:

 

"Das sieht gut aus! Darf ich fragen, was ihr da bestellt habt?"

 

Und so kamen wir über „Blumenkohl und Zwiebelringe in Kichererbsenteig ausgebacken“ ins Gespräch und unterhielten uns angeregt. Neben uns saß die Spanierin Cristina aus Madrid, die in Hamburg wohnt und schon fast in der ganzen Welt gelebt hat.

 

Sie erwähnte im Laufe des Abends, dass sie an einer systemischen Coach-Ausbildung teilnimmt und später vorhat, Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen. Genau das, was ich in ähnlicher Form seit einigen Jahren mit der Heilmethode innerwise mache!

 

"Als ich dich am Tisch sitzen sah, kam es mir gleich so vor, als wären wir uns sehr ähnlich. Es fühlte sich sehr vertraut an!"

 

Cristina freute sich über meine Bemerkung, und wir entdeckten viele Gemeinsamkeiten, z. B. was unsere Weltsicht betrifft oder unsere Überzeugung, wozu wir Menschen auf der Erde sind. Wir sprachen über viele Themen.

 

Irgendwann kamen wir auf die Essenz des Menschseins, nämlich: Liebe zu leben und zu verteilen. Daraufhin beeindruckte mich Cristina mit einer inspirierenden Aussage:

 

 

"Das Gegenteil von Liebe ist für mich Angst, nicht Hass! Wer Angst hat, kann nicht lieben!"

Ich war begeistert von dieser Anmerkung, sie war einfach und doch so wahr.

 

"Dein Satz ist eine wertvolle Erinnerung für meine Blogleser, und ich werde ihn zum Inhalt eines Artikels machen!" versprach ich ihr. Im gleichen Atemzug bedankte ich mich bei Cristina, denn manchmal frage ich mich: "Über welches Thema schreibe ich als Nächstes?" Oft lasse ich es spontan auf mich zukommen.

 

Gesagt, getan!

 

Wir alle sehnen uns nach Liebe und wissen in der Regel, dass es gut ist, diese besondere Energie in der Welt zu verteilen. Das gelingt, indem wir beispielsweise das tun, was wir lieben, indem wir das Gute und die Gemeinsamkeiten in jedem Menschen suchen und uns nicht auf trennende Unterschiede konzentrieren...

 

Dennoch fällt es vielen schwer, Liebe zu leben bzw. auszudrücken. Cristina hat es mit zwei Sätzen auf den Punkt gebracht! Häufig stecken in jedem von uns Ängste, die es uns erschweren zu lieben.

 

Soll es uns und der Welt aber besser gehen, ist es wichtig, Ängste abzubauen. Das funktioniert nur, wenn wir uns darauf konzentrieren zu vertrauen.

 

 

Das Ziel kann für mich deshalb nur sein, das Vertrauen zu stärken bzw. es wiederzuentdecken,

z. B. das eigene Urvertrauen. Das nimmt den Ängsten ihre Macht und löst sie auf. So wird es viel leichter, Liebe zu empfangen und Liebe zu geben...

 

Meine Erfahrung aus der Behandlungspraxis zeigt auch, dass es sich lohnt, das Innere Kind anzuschauen, welches in jedem Erwachsenen präsent ist. Seine Erfahrungen in den ersten Jahren sind maßgeblich prägend und entscheidend dafür, ob sich Ur-Ängste manifestieren oder der Heranwachsende z. B. durch liebevolle Eltern Vertrauen und eine positive Grundhaltung entwickeln konnte.

 

Auf jeden Fall freut es mich, die achtsame und inspirierende Cristina kennengelernt zu haben! Gleichzeitig bin ich immer wieder erstaunt, wie doch das Leben Gleichgesinnte zueinander bringt.

 

Ich denke, neben dem Verbreiten von Liebe ist die gegenseitige Inspiration eine weitere Aufgabe der Menschen. Denn nicht umsonst herrscht auf der Erde in allen Bereichen Vielfalt, und sie will weitergetragen und gelebt werden...

 

 

 

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Kommentare: 11
  • #1

    Tina (Montag, 14 August 2017)

    Danke Robert.
    Dieser Beitrag hat mir wieder sehr gefallen. "Das Gegenteil von Liebe ist Angst". Klingt einleuchtend.
    Ich hätte es vielleicht nicht als Angst identifiziert sondern als Skepsis, Mißtrauen, Verschlossenheit, mürrisch/pessimistisch sein. Aber wenn man all die Dinge aufdröselt um zum Kern vorzudringen landet man wirklich immer bei der Angst.
    Angst
    -verletzt zu werden/
    -zuviel von sich Preis zu geben/
    -schutzlos zu sein
    -anderen die Kontrolle über einen zu geben.

    Denn Liebe ist mächtig.
    Viele Kriege wurden im Namen der Liebe (zB. zu Gott) geführt.
    Jemanden lieben oder jemandem sehr offen und freundlich zu begegnen heißt ihm Macht zu verleihen, ihm zu vertrauen sorgsam mit dieser Liebe umzugehen.
    Der geliebte Mensch kann unsere Liebe und unser Vertrauen mit Füßen treten, oder erwidern.
    Der Umstand, dass man den Ausgang dieses mutigen Einsatzes niemals voraus sagen kann, lässt es als Glücksspiel erscheinen und erweckt die Vorsicht in vielen und die Angst vor einem nicht perfekten Ausgang.

  • #2

    Seelenforscher.eu (Samstag, 31 März 2018 16:51)

    Liebe Tina,
    vielen Dank für Deinen tiefgründigen Kommentar! So wahr!
    Herzliche Grüße
    Robert :)

  • #3

    BeicheCarola (Montag, 01 Oktober 2018 22:58)

    Das hat Jesus schon vor über 2000Jahren gesagt

  • #4

    Seelenforscher.eu (Montag, 01 Oktober 2018 23:30)

    Ein sehr weiser Mann :D

  • #5

    Tobiko (Sonntag, 18 August 2019 14:23)

    Zunächst eine sehr schöne Begegnungsgeschichte, die du da schilderst, Robert. So entstehen spontane Gefühle der Nähe, wenn man eben nicht zu sehr von Ängsten bestimmt ist.
    Und das ist meine Ergänzung. Ängste gibt es bei jedem, wissen wir woher sie bedingt sind, fühlen wir uns bedroht. Und wir können Schützendes suchen.
    Auch Vertrauen ist eigentlich allen zunächst gegeben. Kann aber zu stark enttäuscht werden. Beziehungsweise kann mit Ausnutzung bis zu Gewalt beantwortet werden.
    Es braucht also auch stimmige Ergänzung mit unübertriebener Vorsicht.
    So geht es also auch beim Gegenteil von Liebe um übertriebene Ängste. Ja, Übertreibungen schaffen die Probleme zumindest mit. Und nach dem mir sehr wichtigen Erkenntniswerkzeug "Wertequadrat" von F. Schulz von Thun, sind Übertreibungen auch als zu einseitig verfolgte Werte deutbar. Bedürfen also eines Mitwertes zu Orientierung, den man mit dem jeweiligen Wertequadrat findet.

    Und nochmals Dank dir für die Liebegegenteil-Benennund "ängstlich", das ergänzt für mich -das mich überzeugende-Gegenteil "Gleichgültigkeit bis zur Hoffnungslosigkeit", erweitert meine Erkenntnis.
    Denn "Hass" ist es für mich eben nicht. Aber was der genau ist führt hir nun zu weit.

    Toller Websidename auch, den ich heute zufällig entdeckte. Als psychologischer (nicht religiöser) Seelenforscher sehe ich mich auch. Vielleicht sollten wir uns einmal näher kennenlernen.

  • #6

    Seelenforscher.eu (Sonntag, 18 August 2019 16:07)

    Hallo Tobiko,
    vielen Dank für Dein Feedback und Deine Wertschätzung. Ich freu mich, dass Du meinen Blog entdeckt hast. :)
    Das Wort "Seelenforscher" war übrigens früher die Bezeichnung für den heutigen Beruf des "Psychologen", so weit ich richtig recherchiert habe...
    Liebe Grüße
    Robert :D

  • #7

    Tobiko (Sonntag, 18 August 2019 17:40)

    Ja, das war einmal zu einer Zeit, wo die moderne universitäre Wissenschaft noch nicht etabliert war.
    Und der sehr alte Seelenbegriff (etwa in griechen Altphilosophie, der Bibel verwendet) war und ist auch heute noch oft religiös aufgeladen bzw. bezogen angewendet.

    Und mir geht es um einen aufgeklärten Seelenbegriff, ja auch wissenschaftlichen, aber wiederherum einen weiten, nicht positivistisch o. ä. scheingenauen, der behauptet deutungsfrei zu sein, wo doch alles Sprachliche, wie Vorsprachliche, Symbolische gedeutet werden muss.
    Wie bin ich so abstrakt noch verständlich - wie für dich?
    Es bräuchte konkrete Veranschaulichung und die müsste wieder auf das theoretisch Abstrakte zurückbezogen werden.

    Aber was finde ich nun Anschauliches, das zudem ja auch ganz kurz bleiben sollte?
    Seele sei immer als Teil des jeweiligen Menschen, wie auch schon manchem höheren Tier, verstanden und nicht als eine göttliche Kraft, die mir als Mensch eingegeben werde und gar als gute gegen die schlechten, teuflischen Kräfte, die mir auch eingegeben werden.

    Positivistische Wissenschaft würde nur angeblich scheingenau gemesse Werte über die jeweiligen Menschen akzeptieren, dabei aber Fragebogenerhebungen verwenden, die den Befragten zwingen etwas abgestuft und in Abgrenzung zu anderem zu beantworten und diese Antworten nach irgendwelchen mathematischen Verfahren scheinauszuwerten (ohne die vielleicht widersprüchlichen Bedeutungen erhoben zu haben und im Sinne des Befragten zu deuten.)
    Oder sogenannt objektive Beobachtungen verwenden und selbst gedeutete ausgrenzen, da sie ja subjektiv seien.

    Na, hoffentlich war das nicht noch zu abstrakt.
    Aber zum „Seele (erforschen)“ Begriff hast du ja vermutlich ohnehin schon etwas in deinem Blog geschrieben.
    Wie siehst du denn postmoderne Seelenforscher im 19 Jahr des zweiten Jahrtausend nach christlicher Zeitrechnung?


  • #8

    Tobiko (Sonntag, 18 August 2019 20:19)

    So nun ganz kurz. Ist ja meist viel auf einmal, was zu entdecken und zu tun ist.

    Hier hast du dich zu Seelenforscher und dir geäußert, was ich nunn nachlas: https://www.seelenforscher.eu/%C3%BCber-seelenforscher/

  • #9

    Seelenforscher.eu (Mittwoch, 18 September 2019 22:39)

    Hallo Tobiko,
    Dankeschön für die Erinnerung, ich habe mich - wie Du herausgefunden hast - bei der Erstellung meines Blogs (im Jahr 2015) zum Begriff "Seelenforscher" geäußert... :) Hab doch ganz schön viel um die Ohren...

    Zu Deinen Anmerkungen, ich bin ehrlich: Ich hatte beim Lesen Schwierigkeiten, Deinen Worten / Ausführungen zu folgen. Anscheinend bin ich nicht ausreichend philosophisch und/oder intellektuell, damit wir uns gegenseitig verstehen können... :-)))

    Viele Grüße
    Robert

  • #10

    Andreas (Montag, 10 Februar 2020 17:38)

    Ja, Angst ist vielleicht ein Gegenteil der Liebe, aber ich würde es nicht als hauptsächliches Gegenteil sehen. Man kann liebevoll sein, aber dennoch aus verschiedenen Gründen Angst haben, zum Beispiel weil man keinen Überblick über eine Sache hat oder keine Verhaltensroutine.
    Das Gegenteil von Angst ist für mich Vertrauen bzw. Selbstvertrauen, und das Gegenteil von Liebe ist für mich eher das Ego und das Böse, von dem der Hass eine mögliche Form ist.

  • #11

    Seelenforscher.eu (Mittwoch, 12 Februar 2020 22:42)

    Hallo Andreas,
    vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich kann Dir bei Deinen Erklärungen nur zustimmen. Sicher ist es gut zu differenzieren...
    Je genauer man schaut, desto mehr Facetten bzw. Möglichkeiten entdeckt man...
    Liebe Grüße
    Robert :)