Ich lebe, ich atme, ich bin...

Schrebergarten in Berlin-Pankow
Schrebergarten in Berlin-Pankow

 

Ein einfacher Tipp, um schneller in eine meditative Haltung zu kommen. Meditation ist mittlerweile in aller Munde! Auch die Wissenschaft entdeckt in Studien die positive und heilsame Wirkung von Übungen, mit denen man den eigenen Verstand abzuschalten versucht. Es geht darum, in die Stille zu kommen, sich zu zentrieren, denn Tag für Tag sind wir Einflüssen ausgesetzt, die unseren Organismus durcheinander oder aus dem Lot bringen.

 

In unserer Zeit ständiger Erreichbarkeit, permanenter Ablenkung, Leistungsorientiertheit und Geschäftigkeit ist Nichts-Tun ohne das typische Gedankenkarussell ein wichtiger Gegenpol - die Stressbewältigung schlechthin! Leider bringt uns das heutzutage kaum jemand bei! Warum? Weil in Deutschland bzw. in Europa überwiegend die Gesinnung herrscht: "Nur wenn du etwas leistest, bist du etwas wert". Man lenkt mit übertriebener Aktivität auch sehr gut von sich selbst und seinen wahren Gefühlen ab...

 

Übrigens es wird immer wieder davon berichtet, dass regelmäßiges Meditieren dem überdrehten Immunsystem von Allergikern helfen kann, wieder in die Balance zu kommen. Im Körper besteht nämlich bei Allergien eine ständige innerliche Alarm- und Kampfbereitschaft. Wer weiß, ob schon erforscht ist, wie sich die Heftigkeit übertriebener Immunreaktionen verändert, wenn täglich über einen längeren Zeitraum meditiert wird?

 

Ich muss mich jetzt outen: Auch ich ertappe mich häufig dabei, übertrieben geschäftig zu sein. Möglicherweise hat das mit meinen Gastronomie-Eltern zu tun, die mir seit fast 40 Jahren eine 6-Tage-Woche und einen 12-Stunden-Tag vorleben. Mir selbst fällt es schwer zu meditieren, ich versuche es bereits seit über 20 Jahren!

 

 

Meditation im Sitzen ist mir total unangenehm...

Als philosophisch orientierter Mensch hatte ich schon immer Schwierigkeiten, meine Gedanken zu reduzieren bzw. gegen Null zu bringen. Es gelingt mir nicht einmal, mich mehr als eine Viertelstunde im aufrechten Sitz auf mein Innerstes zu konzentrieren. Außerdem finde ich es unbequem, der Schneidersitz schnürt mir in meinen langen Beinen die Blutzufuhr ab. Dann schon lieber im Liegen, doch da schlafe ich meistens ein.

 

Meinem Naturell entsprechend, bin ich eher zappelig, nervös und unruhig (nach der indischen Ayurveda-Lehre ein typischer Vata-Typ mit Pitta-Einfluss - viel Luft mit Feuer, dafür fehlt mir Kapha, was für Erdung steht). Nichts zu tun klappt bei mir nicht. Ich bewundere es, wenn andere davon berichten, dass sie täglich mindestens eine halbe Stunde meditieren! Das ist mir noch nie wirklich gelungen.

 

Hast Du deswegen so wie ich manchmal das leise Gefühl, in diesem Bereich ein Versager zu sein? Immer wieder denke ich: "Jetzt wäre eine Meditation nicht schlecht", vor allem dann, wenn ich mich angespannt fühle, den Kopf voll habe, vor lauter Erledigungen gestresst und von unruhigem Schlaf am nächsten Tag müde, aber trotzdem irgendwie überreizt bin. Ich weiß zwar, dass ich etwas ändern müsste, doch wie jeder Mensch scheitere ich vorerst an meinen festgefahrenen Mustern...

 

 

Diese drei Sätze haben mir dabei geholfen, es dennoch zu schaffen,

ohne mich an genaue Vorgaben irgendwelcher Meditations-Gurus oder Kontemplations-Profis zu halten:

 

Von meiner Wohnung im Stadtteil Berlin-Prenzlauer Berg laufe ich an vielen kleinen Schrebergarten-Parzellen vorbei. Dort haben die Mieter liebevoll unzählige Blumen und Obststauden angepflanzt. Eines Tages im Frühsommer, während ich, die blühende Pracht bewundernd, in Richtung Pankow schritt (ein sehr grüner Stadtteil), ertappte ich mich dabei, trotz der schönen Natur schon wieder an alles Mögliche zu denken, was ich noch zu organisieren hatte, nur nicht daran, innerlich still zu werden.

 

Die Gegenwart konnte ich einfach nicht genießen. Ich stoppte dieses gewohnte Verhaltensmuster in meinem Kopf, und auf einmal erhielt ich schlagartig folgende Eingebung:

 

"Ich lebe, ich atme, ich bin!"

Erstaunlicher Weise beruhigte sich nach dem leisen Aussprechen dieser Worte mein Geist sofort. Das nennt man wohl die Wirkung eines passenden Mantras. Ein Mantra ist ein Satz, auf den man sich während der Meditation konzentriert, der wie eine magische Formel eine bestimmte Kraft hat und unterstützend wirkt. Es kann auch nur ein Wort sein.

 

Plötzlich konnte ich es genießen, einfach nur zu sein, zu gehen, die Luft zu atmen, alles zu beobachten, ohne es zu bewerten...

 

Ich lebe (und bin dankbar dafür)

 

Ich atme (und merke, wie ich das Leben ein- und wieder ausatme)

 

Ich bin (ohne Gedanken an gestern oder morgen, ich bin einfach im Jetzt)

 

Ich wiederholte die Worte, solange ich wollte, und bemerkte, wie sich in mir eine Art von Achtsamkeit / ein Gewahrsein einstellte - ein interessantes Gefühl! Das alles ohne Zwang, Regeln und irgendwelche Vorschriften, wie etwas zu sein hat!

 

Wer sagt denn überhaupt, dass man nur im Sitzen erfolgreich meditieren kann? Für mich weiß ich nun: Jede Achtsamkeitsübung, und dauert sie auch nur zwei Minuten, ist eine Art Versenkung. Und sie kann überall stattfinden! Bei mir zeigte sich, dass das Aufsagen der drei Sätze, während ich in der Natur spazieren gehe, wirksam ist und mich tatsächlich still werden lässt. Momentan bin ich froh, mich nicht täglich eine Stunde krampfhaft in die Ruhe bringen zu müssen (was ich sowieso nicht schaffe - zumindest bis jetzt noch nicht).

 

Falls Dir "Ich lebe, ich atme, ich bin!"  genauso hilft wie mir, freue ich mich.

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Jana (Montag, 06 Juni 2016 13:56)

    Dein Körper ist innerwise. Es hat dir mitgeteilt, dass der Schneidersitz unbequem zum Meditieren ist. Das liegt nicht nur daran, dass die Blutzirkulation beeinträchtigt wird. Es gibt Leute, die sagen, dass dabei die Erdung fehlte. Man solle die Fußsohlen auf der Erde ruhen lassen. Man kann also auch sitzend auf einem normalen Stuhl meditieren. Außerdem sei nicht der Kopf das Zentrum, sondern der Bauch. Das Chi befinde sich im Bauch. :-)

  • #2

    Jana (Montag, 06 Juni 2016 14:02)

    Ja, dein Mantra auszusprechen hat mir gerade geholfen, mich von meinem Brust- und Halsdrücken zu befreien. Es wird ab sofort probeweise mein Alltagsmantra. Danke! :-)

  • #3

    Seelenforscher.eu (Montag, 06 Juni 2016 16:12)

    Hallo Jana,
    vielen Dank für Deine Kommentare und die Tipps zum Meditieren auf einem Stuhl :) Ich freue mich sehr, wenn Dir dieses Mantra ebenfalls geholfen hat. Es ist schön zu lesen, dass Du damit Symptome eigenverantwortlich selbst auflösen konntest. Wir sind nie machtlos...
    Liebe Grüße
    Robert :D