Wie würdest Du reagieren, wenn Dir jemand sagt: „Alles, was wir im Leben erfahren, ist nur ein Spiel!“ Vielleicht würdest Du diese Behauptung angesichts Deines stressigen Alltags als abwegig empfinden und zurückweisen. Ich möchte Dich dennoch motivieren, einmal meinen Überlegungen zu folgen.
Wir spielen: Wir kommen auf die Welt, um sie zu entdecken. Wir wachsen heran und sammeln Erfahrungen, wir gehen unseren Weg, begegnen anderen Menschen und knüpfen Beziehungen. Wir probieren uns aus und erleben dabei Glück oder Leid, spannende und weniger spannende Entwicklungen: Einmal gewinnen wir, einmal verlieren wir...
Viele von uns wollen allerdings die Erfahrung des Verlierens nicht machen, weil ihr Verstand diese als negativ einstuft und dabei ungute Emotionen aufkommen.
Kennst Du Kinder, die bei einem Spiel, das sie gerade verloren haben, rasend werden, ungehalten reagieren und eventuell sogar weinen? Wie war es bei Dir?
Wichtiger als die Reaktion am Ende ist mir jedoch die Grundbedeutung des Spielens:
Ein Spiel hat nie etwas mit Zwang zu tun. Es geht dabei hauptsächlich um die Freude an der Aktivität.
Ein weiteres Kriterium ist die Leichtigkeit. Erinnere Dich an Deine Kindheit zurück: Du hast immer so lange gespielt, bis Du keine Lust mehr hattest. Dann hast Du Dir etwas anderes ausgesucht, was Dich interessierte. Als ich klein war, spielte ich gerne den Verkäufer im Tante-Emma-Laden: Ich habe es geliebt, so zu tun, als wäre ich jemand, der Kunden die gewünschte Ware verkauft.
Wir haben in unserem Alltag zahlreiche Möglichkeiten, wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln. Dazu schlüpfen wir täglich in verschiedenste Rollen, ohne uns in der Regel dessen bewusst zu sein, z. B. die oder der Brave, Genügsame, Glückliche, Fröhliche, Friedliche, Fürsorgliche, Liebende, Hilfsbereite, Mutige, Nette, Wohlwollende oder auch der Ängstliche, Bedürftige, Böse, Egoistische, Enttäuschte, Gierige, Hassende, Kritische, Manipulierende, Traurige, Unangenehme, Verzweifelte… Es ist alles dabei!
Die Frage ist: Was davon ist echt und authentisch? Nach außen hin versucht wohl jeder, überwiegend seine positiven Seiten zu zeigen – die wenigsten Mitmenschen erfahren, wie es im Inneren tatsächlich aussieht, es sei denn, sie sind sehr sensitiv, dann fühlen sie, was los ist, und erkennen eventuelle Masken…
Glaubst Du auch, dass wir oft nicht diejenigen sind, die wir in unserer Rolle darstellen? Das, was wir leben bzw. spielen, sind nur Teilaspekte unseres Innenlebens, die sich durch die Interaktion mit unseren Mitmenschen zeigen. Manchmal werden wir durch diese in gewisse Rollen gezwungen, ohne es zu wollen.
Ich spiele, und Du spielst. Für welche Rolle hast Du Dich momentan entschieden?
Welche Eigenschaft kehrst Du heraus? Was glaubst Du zu sein oder nicht zu sein? Ich finde es wichtig wahrzunehmen, ob und in welcher Rolle man sich gerade befindet. Denn oft entspricht die Rolle nicht dem, was tatsächlich im Inneren vorhanden ist. Besser gesagt:
Das wahre Ich mit all seinen Potenzialen kommt im Laufe des Lebens erst nach und nach zum Vorschein.
Wann sind wir integer und ehrlich? Früher oder später wird jeder von uns mit den Fragen konfrontiert:
„Wer bin ich wirklich?“
„Wann bin ich authentisch?“
Ich assoziierte mit der Bezeichnung „eine Rolle spielen“ im Grunde nichts Positives. Oft deutet es auf Falschheit hin. Aber verlassen wir die Ebene der Bewertung. Vielleicht könnte man besser sagen, dass jeder Mensch die Fähigkeiten besitzt, jeden menschlichen Aspekt auszuleben, der in ihm steckt. Es heißt ja in vielen spirituellen Büchern:
Mein persönliches Bestreben ist es, mein unverfälschtes und ursprüngliches Ich mit all meinen Potenzialen auszuleben, mich und alles, was in mir ist, zu zeigen, ohne mich verstellen oder verstecken zu müssen…
Doch in jungen Jahren war mir nicht klar, wer ich überhaupt bin und was ich kann. Ich wurde zuerst mit meinen Schwächen konfrontiert. Mein Fokus lag auf diesen und nicht auf der Suche nach meinen Stärken. Das ständige Vergleichen mit anderen erhöhte meine fehlende Selbstwertschätzung zusätzlich. Die rettende Lösung war folgender Gedanke:
„Bist du unzufrieden mit dir, kannst du jede notwendige oder gegenteilige Eigenschaft in dir aktivieren, die die Wende einleitet…“
Natürlich ist dazu ein gewisser Kraft- und Zeitaufwand sowie unter Umständen auch Ehrgeiz notwendig. Doch alles, was Dir wichtig ist, kannst Du nach und nach zur Entfaltung bringen. So erlaubst Du Dir, der Mensch zu sein, der Du sein möchtest:
- Wer ängstlich ist, kann zum Sieger über seine Ängste werden…
- Wer Opfer ist, der ist in der Lage, in anderen Bereichen selbst zum Täter zu werden. Allerdings erschafft er sich auf diese Weise nur leidvolles Karma. Zu einem Schöpfer zu werden, der zum höchsten Wohle aller Beteiligten agiert und seine Bedürfnisse nicht auf Kosten anderer befriedigt – das durchbricht den Kreislauf „wie du mir, so ich dir“…
- Wer unglücklich ist, der erforscht die Hintergründe, die diesen Zustand hervorgerufen haben, und leitet daraufhin Veränderungen ein…
- Wer trauert, sucht nach den Faktoren, die ihm die Freude wieder zurückbringen…
- Wer sich in einer Stagnation befindet, kann zum Akteur und Manifestierer werden, sobald er weiß, welche Elemente den Fluss wiederherstellen…
- Wer momentan keine Liebe und Wertschätzung für sich aufbringen kann, der muss sich nur an seinen Ursprung zurückerinnern…
- Wer das Gefühl hat, etwas Sinnvolles in der Welt hinterlassen zu wollen, der kann etwas Passendes auswählen, das er als sinnstiftend erachtet. Es geht einfach darum zu entscheiden, wohin die Aufmerksamkeit und Energie fließen soll…
Game Changing - ändere das Spiel!
Gefällt Dir ein Spiel nicht, bei dem Du und andere mitspielen, vergegenwärtige Dir, dass Du aussteigen kannst. Aber hinterfrage zuerst:
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Was ist es für ein Spiel?
Es gibt so viele verschiedene!
- Um was geht es in diesem Spiel?
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Was soll erreicht werden? Was ist der Gewinn?
Welche Aussicht ist motivierend für Dich?
- Wer sind die Beteiligten?
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Welche Rolle habe ich eingenommen? Gefällt sie mir?
Dann ist es gut. Tut sie es nicht, dann wähle ich neu!
- Welche Regeln habe ich missachtet, sodass es zu unbefriedigenden Ergebnissen kam?
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Hast Du eine Gewinner- oder eine Verlierermentalität?
Welche Erfahrung willst Du machen und welche nicht? Oder brauchst Du die positiven ebenso wie die negativen? Alles darf sein…
- Wenn Du unzufrieden mit den aktuellen Geschehnissen bist, frag Dich, ob Du eine andere Spielerposition einnehmen sollst.
- Glaubst Du, Du müsstest alles alleine schaffen und Dich durchboxen? Nein, musst Du nicht!
- Kannst Du Dir in dem Spiel einen Mitspieler aussuchen - jemanden, der Dich unterstützt?
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Hast Du genügend Freiheit? Wenn nicht, wer schränkt sie ein?
Und warum lässt Du Dich einschränken? Begrenzt Du Dich eventuell selbst?
- Darfst Du irgendetwas herauswerfen, was nicht notwendig für Dich ist, Ballast oder etwas Unbrauchbares, z. B. etwas Altes, Gedankenmuster oder Glaubenssätze?
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Verfolgst Du überhaupt das richtige Ziel?
Vielleicht stockt es, weil Du einem Wunsch nachgehst, der nicht zum höchsten Wohl aller Beteiligten ist und nicht Deinem Seelenplan / Spielplan entspricht?
Du kannst Dich herausnehmen, zurücktreten und die Beobachterposition einnehmen.
Schau Dir als Außenstehender an, was abläuft. Es ist anfangs sicherlich etwas ungewohnt und möglicherweise auch schwer, aus dem Spielekarussell auszusteigen und die Geschehnisse in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen. Achte vor allem auf Deine Verhaltensmuster! Sobald Du denkst:
„So ist das Leben, ich kann nichts ändern! Ich alleine kann nichts bewirken!“
oder Ähnliches bleibst Du Gefangener. Du re-agierst nur auf das, was auf Dich zukommt. Doch Du hast die Möglichkeit, Agierender zu werden und aktiv Einfluss auf das Spiel zu nehmen! Wichtig ist nur, dass Du nicht zum Manipulator wirst, der egoistisch und rücksichtlos nur seine eigenen Bedürfnisse erfüllt…
Steigen wir vor allem aus den Spielen aus, bei denen uns andere zum Mitspielen gezwungen haben!
Ich glaube, wir erlangen dadurch Freiheit. Wir entscheiden, ob wir mitspielen oder nicht. Es ist gut zu spielen, doch denken wir an die Eigenschaften von Kindern, die noch nicht diplomatisch oder höflich geworden sind:
Sie spielen nur, wenn sie Lust dazu haben. Falls nicht, sind sie nicht dabei und machen das, was ihnen gefällt. So entsteht Leichtigkeit… Wieso sollten wir das als Erwachsene nicht auch schaffen / dürfen?
Versuchen wir es zumindest! Spielen wir mit mehr Leichtigkeit!
Ich bin jetzt schon neugierig, was es mit Dir macht, sobald Du vor Deinem nächsten Problem stehst und Dir sagst: „Es ist nur ein Spiel“! Finde aus den vorgeschlagenen Fragestellungen diejenigen heraus, die eine Spieländerung bewirken.
Vielleicht entspannt sich danach etwas in Deinem Kopf…
Und Dein Leben ändert sich...
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Christina (Montag, 25 November 2019 14:00)
Hallo Robert,
Von Herzen Danke für all die wunderbaren Impulse, die Du uns immer wieder schenkst!
Seelenforscher.eu (Montag, 25 November 2019 14:04)
Hallo liebe Christina,
vielen Dank für Deinen Kommentar! :) Ich freue mich, dass Du meine Beiträge verfolgst.
Schöne Grüße
Robert :D
Tina (Montag, 25 November 2019 21:40)
Leber Robert,
Der Artikel wirkt frisch ein wenig wie ein weites Kapitel, nachdem Dein Buch veröffentlicht ist. Eine gute Anregung. Wenn man all das, was die Gesellschaft so von uns will, nicht so ernst nimmt und sich erlaubt, Dinge ausprobieren, lebt man erst richtig. Es kann dahin ein langer Weg sein und den läuft man in kleinen Schritten. Aber das, was alle immer "harte Arbeit an sich selbst" nennen, muss gar nicht so furchtbar hart sein, es macht doch, dass man sich besser fühlt.
Liebe Grüße
Tina
Seelenforscher.eu (Montag, 25 November 2019 23:22)
Hallo liebe Tina,
ich danke Dir für Deinen Kommentar. :)
Da stimme ich Dir voll zu: Es geht im Leben um´s Ausprobieren - unabhängig von der Meinung der Gesellschaft! Ich denke: Fast jeder Mensch durchschreitet in seiner ersten Lebenshälfte den typischen Sumpf von Anpassung, Kompromissen, Konformität u.v.m. Dabei entfernt man sich komplett von seinem Ursprungs-Ich. Doch nach vielen Erfahrungen und Erkenntnissen schwingt "das Pendel" hoffentlich auf die andere Seite, und man beginnt wirklich zu leben...
Das mit den kleinen Schritten habe ich selbst auch erfahren. Wenn ich auf meinen bisherigen Entwicklungsweg zurückschaue, dann ging es nicht wirklich schnell voran. (Geduld ist nicht meine Stärke...) Vielleicht ist es aber "gesünder", dass die Schritte nicht zu schnell und die Veränderungen nicht zu gewaltig sind, sonst bekommt man auch Stress... ;)
Viele Grüße
Robert :D