Einfach weniger machen!

Foto: pixabay.com - vielen Dank an "Tabeajaichhalt" :)
Foto: pixabay.com - vielen Dank an "Tabeajaichhalt" :)

 

In Deutschland zählt Leistung! In unserer Gesellschaft herrscht eine große Bewunderung gegenüber Menschen, die es durch Fleiß und harte Arbeit zu etwas gebracht haben. Warum ist das so? Warum tun wir so viel? Sehnen wir uns nach Anerkennung? Versuchen wir, eine Leere zu füllen?

 

Meinen Beobachtungen nach können viele einfach nicht die Ruhe und Stille genießen bzw. haben Schwierigkeiten damit. Ich selbst ordne mich in diese Gruppe ein...

 

Macht es uns Angst, "den Motor einmal herunterzufahren"?

 

Hätte unser Leben weniger Sinn, wenn wir nicht aktiv sind?

 

Würden wir uns dann nutzlos und/oder schuldig fühlen?

 

Ist übermäßige Geschäftigkeit eine willkommene Ablenkung, weil wir nicht bereit sind, uns mit den Tiefen unseres Innersten zu beschäftigen?

 

Jeder vernünftige Mensch und alle, die an Stress und Überforderung leiden, wissen heutzutage: Wir brauchen Pausen! Wir brauchen Auszeiten! Ich weiß das auch. Trotzdem ertappe ich mich dabei, dass ich mir diese Auszeiten nicht wirklich oder nur selten gönne. Höchstens dann, wenn es gar nicht mehr geht, ich krank bin oder mir etwas weh tut.

 

Es ist eine Herausforderung, uns Pausen zuzugestehen und uns aus der Alltagshektik zurückzuziehen, noch bevor es Körper und Psyche einfordern...

 

 

Im Gegensatz zu den westlichen Industrienationen sind uns östliche Kulturen weit voraus.

Z. B. sind Yoga und Qi Gong effektive Maßnahmen, um Körper, Geist und Seele im Gleichgewicht zu halten. Dann gibt es auch Meditationstechniken, deren positive Effekte sogar mittlerweile von der kritischen Wissenschaft untersucht werden. Wer es schafft, regelmäßig zu meditieren, entspannt schneller, hält sich leichter in Balance und ist gesünder.

 

Seit Jahren versuche ich beispielsweise, länger als 15 Minuten zu meditieren, bisher vergeblich. Ruhig sitzen? Sich in der Versenkung nur auf den eigenen Atem, ein Bild, ein Wort oder einen Satz zu konzentrieren fällt mir schwer!

 

Ich gebe auch zu schnell auf, ist mir aufgefallen. Täglich gehen mir 1000 Dinge durch den Kopf. Konzentriert bei einer Sache zu bleiben ist für mich gar nicht so leicht. Ich bin ein hippeliger Mensch. Auch wenn ich nach außen ruhig wirke oder mich darum bemühe - innerlich fühle ich oft Nervosität und Unruhe...

 

Anscheinend stecken in mir noch die Prägungen meines Vaters, der Unternehmer ist und mir indirekt das Gefühl vermittelte:

 

"Du bist nur etwas wert, wenn du viel arbeitest, wenn du etwas vorzuweisen hast".

 

Sicherlich wurde diese Gesinnung - vielleicht unbewusst - in unserer väterlichen Linie von Generation zu Generation weitergegeben. Ich habe nämlich erfahren, dass meine Vorfahren ebenfalls rastlose Geschäftsleute waren.

 

 

Innere Unruhe, weil die Vorfahren geflüchtet sind?

Meine Eltern sind 1970 aus ideologischen Gründen aus der sozialistischen Slowakei in den Westen geflohen. Ich hatte einmal gelesen, dass die energetische Information der Flucht an die Nachkommen genetisch weitergegeben wird.

 

Menschen, deren Eltern und Vorfahren z. B. aufgrund von Krieg flüchten mussten, können an Nervosität und Unruhezuständen  (aber auch anderen Symptomen) leiden.

Wenn jemand in meine Berliner Praxis kommt, nehme ich ihn zu Beginn wahr. Bei innerwise nennen wir das "Intuitive Diagnostik". Im Bereich der Füße des Ratsuchenden, dessen Familie eine Fluchterfahrung hatte, fühle ich das als "unruhige Beine" (so habe ich es genannt). Eine merkwürdige nicht physische Wahrnehmung, als würden die Füße permanent laufen wollen...

 

Ein Flüchtling ist im Grunde genommen nie sicher, wenn er ruht, denn er könnte ja vom Feind entdeckt werden. Deshalb muss er immer in Bewegung bleiben, um bei Bedarf sofort handeln zu können. Energetisch kann man das behandeln. Vor allem die Eltern bzw. Ahnen bekommen in solchen Fällen auf geistig-seelischer Ebene Heilfrequenzen angeboten...

 

Auch als Gastronom war ich sehr oft unruhig. Mit meinem Zwillingsbruder hatte ich mich vor 20 Jahren selbständig gemacht. Wir mussten genügend Geld für die Tilgung der hohen Kredite erwirtschaften. Die Arbeitstage waren lang... Ich fühlte ich mich nie erholt, immer schlapp...

 

 

So wie bisher wollte ich einfach nicht mehr weitermachen!

Das ging viele Jahre so. Irgendwann entstand in mir das Bedürfnis, eine Arbeit zu haben, die zu meinen körperlichen Bedürfnissen passt. Nur dachte ich damals: "Das geht nicht!" Ich fühlte mich gefangen. Eine personelle Vertretung war nicht finanzierbar. Das gaben die Umsätze nicht her. In Berlin wiederholte sich das gleiche Spiel.

 

Ich war regelmäßig ausgelaugt, angeschlagen und immer knapp vor dem Burnout. Auch deshalb, weil mir eines Tages klar wurde, dass ich für den Beruf des Gastronomen einfach nicht geboren war. Das Metier war nicht mehr meins.

 

Jedem, der an Burnout-Symptomen leidet, rate ich, seine beruflichen Aktivitäten und die Hintergründe seiner übermäßigen Geschäftigkeit, genauer unter die Lupe zu nehmen. Viele "Ausgebrannten" haben vorher nicht gemerkt, dass sich ihre Bedürfnisse verändert haben. Sie verpassten, rechtzeitig die Bremse zu ziehen...

 

Da stand ich nun ganz unglücklich - mit Schulden und meinem ungeliebten Job. Ich verstehe heute noch nicht, wie ich das so lange aushalten konnte...

 

Glücklicherweise ist das seit 2011 vorbei. Ein Jahr zuvor bekam ich die absolute Gewissheit: "Robert, diesen Job machst du nicht bis an dein Lebensende!"

 

 

In meinem Kopf hatte es "Klick" gemacht.

Anscheinend war das Maß so voll, dass ich plötzlich die Kraft entwickelte, eine rigorose Entscheidung zu treffen. So verkaufte ich die Einrichtung meiner Berliner Bistrobar wieder und ließ diesen Beruf los.

 

Eine Zeit lang war ich orientierungslos, es gab keine Sicherheiten, ich wusste nur: Ich will Menschen beraten und dazu beitragen, dass sie wieder gesund und heil werden.

 

Die Geschenke kamen tatsächlich nach dem Loslassen des Ungeliebten. Wovon auch mein Mentor Uwe Albrecht - Arzt und Entwickler der innerwise Heilmethode  - in seinen Büchern immer berichtet. Ich wurde vom Leben für meinen Mut belohnt. Ich entdeckte den Armlängentest und sein System, mit dem ich heute arbeite.

 

Das heißt aber nicht, dass ich zur Zeit meiner Neuorientierung keine Ängste durchgestanden hätte. Aber ich vertraute ganz fest darauf: "Es kann nur besser werden als bisher!"

 

Heute ist beruflich viel mehr Leichtigkeit in meinem Leben. Ich bin nach wie vor selbständig und habe eine wunderschöne Praxis, in der ich meine Termine so steuern kann, wie es für mich passend ist. Das ist das Gute.

 

Trotzdem hat sich Folgendes nicht geändert: Ich bin immer am Tun und Machen. Für mich gibt es keine festen Arbeitszeiten (abgesehen von meinen Seminaren). Sie sind abhängig von den Anfragen meiner "Kunden". Da frage ich mich schon manchmal, ob es nicht besser wäre, einen 8-Stunden-Tag zu haben!? Aber wenn es gut für mich wäre, dann wäre es ja so! So verwerfe ich diese Idee stets schnell wieder.

 

 

Stress mit ständiger Erreichbarkeit? (Foto: pixabay.com/Pexels)
Stress mit ständiger Erreichbarkeit? (Foto: pixabay.com/Pexels)

Das Kreuz mit der permanenten Erreichbarkeit...

Geht es auch Dir so? Durch das Medium Internet und die permanente Erreichbarkeit lasse ich mich auch täglich dazu verleiten, außerplanmäßig Emails zu beantworten, auf Facebook mehr Zeit zu verlieren, als mir lieb ist, oder eben nicht das zu machen, was ich mir im Moment vorgenommen habe. Da fehlt mir noch die gewisse Portion Beharrlichkeit.

 

Als Alleinunternehmer nehmen die Aufgaben kein Ende, wenn ich ehrlich bin. Es gibt immer etwas zu tun. Neben meiner Gesundheitsberatung schreibe ich z. B. Blogartikel wie diese hier.

 

Oft fällt es mir schwer zu entspannen. Ich bewundere Menschen, die sich einfach irgendwo in Ruhe hinsetzen und ihre Seele baumeln lassen können, einfach nichts tun und ihre Beobachtungen im Geiste kommentarlos vorbeiziehen lassen...

 

Die Stille, den Abend, den Moment genießen. Nicht daran denken, was noch zu erledigen ist oder was tagsüber noch nicht geschafft wurde. Mein Verstand dagegen scheint daueraktiv zu sein. Schon öfter habe ich von meinem Umfeld gehört:

 

"Du denkst zu viel! Hör einfach auf, Dir so viele Gedanken zu machen..." - das ist leicht gesagt! Sag einem Menschen, der einen starken Bewegungsdrang hat: "Hör auf Dich zu bewegen!"

 

Deshalb versuchte ich es schon mehrmals mit diversen Entspannungs- oder Meditationstechniken. Wie gesagt, mein Durchhaltevermögen war nicht groß. Der Schneidersitz ist auch nicht gerade gut für meine langen Beine, ich bekomme da schnell das Gefühl, dass meine Durchblutung in den Venen geblockt wird - es fühlt sich nicht gut an. Im Liegen kann ich die Beine ausstrecken, das ist viel besser, aber ich schlafe da relativ schnell ein...

 

Dann meldet sich häufig der innere Kritiker: "Mensch Robert, du kriegst es nicht hin, die Übung durchzuziehen..." (Oder ich finde unzählige andere Dinge, die noch erledigt werden müssen.)

 

 

Irgendwann passierte etwas Faszinierendes:

An einem wunderschönen Sommertag ging ich von meiner Wohnung zu Fuß zu meiner Praxis, dabei überquere ich eine 6-spurige, stark befahrene Straße und lande danach gleich in der größten Schrebergartenkolonie Berlins. Dort merkt man, dass viele Besitzer mit Leidenschaft ihre Parzellen hegen und pflegen. Meine Behandlungsräume sind im Stadtteil Pankow, der sehr grün ist. Ich liebe diese 15 Minuten Spaziergang.

 

Die Sonnenstrahlen wärmten mein Gesicht, ich marschierte den Weg entlang durch die blühenden Gärten. Der Himmel war strahlend blau. Rings um mich her zwitscherten die Vögel, und ich war umgeben von Fliederduft. Es war ein wunderschöner Tag. Die Freude darüber versetzte mich in eine Stimmung, die mich eine Weile die Zeit vergessen ließ. Ich nahm die friedliche Stimmung wahr und ließ sie ohne gedanklichen Kommentar auf mich wirken. Ich war einfach nur ich, war präsent, dachte nicht an gestern und an morgen, sondern lebte im Jetzt. In der Gegenwart!

 

Was ich in diesem Moment erlebte, ist wohl der Zustand der Meditation, den viele erreichen wollen. Der Zustand, aus dem man Kraft schöpft. Ich war sicher:

 

Das war meine Art der optimalen Versenkung, die mir deutlich mehr lag als das Sitzen auf einer Yoga-Matte zu Hause! Vielleicht bist Du wie ich gestrickt? Versenkung üben, während man sich bewegt?

 

Seit ich bemerkt habe, dass es mir leichter fällt, mich in der Natur in einen meditativen Zustand zu begeben, versuche ich es regelmäßig. Dabei habe ich aufgehört, irgendwelche Regeln zu beachten, z. B.: "Du musst dich in den Schneidersitz begeben". Ich "meditiere" während des Gehens und bekomme das viel leichter hin.

 

Mein Ziel bleibt weiterhin: Einfach weniger zu machen, nicht nur im Beruflichen, sondern auch im Alltag, denn solche Momente geben Kraft und schaffen einen Ausgleich...

 

 

 

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