Weihnachtsrummel? Nein Danke, oder doch?

 

Was habe ich mich früher genervt gefühlt, von dem Weihnachtsstress einige Tage vor Heilig Abend! Die Zeit, in der fast die ganze Stadt unterwegs ist, um die letzten Geschenke zu besorgen. Hektik, genervte Gesichter, Gedränge, weinende Kinder, lange Schlangen an der Kasse. Es ist oft sehr mühsam, wenn man sich dem alle Jahre wieder aussetzen muss - vor allem nach einer anstrengenden Arbeitswoche.

 

Und das ist jetzt auch gleich die Frage: Wieso müssen wir uns diesem Rummel aussetzen? Nee, müssen wir nämlich gar nicht! Es gibt Menschen, die alles, was sie für Weihnachten brauchen, schon Monate zuvor besorgen. Danach kann man die Zeit besser genießen. Doch ich persönlich bekomme das einfach nicht hin, so organisiert bin ich nicht!

 

Am Samstag vor dem 24.12. war ich im "Alexa" am Alexanderplatz, einem der größten Einkaufszentren Berlins. Die Menschenmenge, die sich dort aufhielt, war nahezu bedrohlich - dementsprechend auch der Geräuschpegel. So wie es eben ist, wenn sich sehr viele Menschen an einem Ort unterhalten und jeder gegen die Lautstärke des anderen anreden muss. Dennoch bemerkte ich bei alledem, dass gegenüber den Jahren zuvor in mir selbst etwas anders war als sonst:

 

Ich regte mich nicht im geringsten über die Massen auf, sondern steuerte seelenruhig die Geschäfte an, in denen ich annahm, die passenden Geschenke zu finden. Im Gegensatz zu früher dachte ich: "Ja, es ist viel los, das ist halt so um diese Zeit!" Ich konnte akzeptieren, was sich im Moment zeigte.

 

Nicht weit von der Shopping-Mall gab es einen Weihnachtsmarkt, dort gönnte ich mir in Ruhe eine Portion Bratkartoffeln. Gleichzeitig registrierte ich die umherschwirrenden Düfte von den verschiedensten Ständen, z. B. Glühwein und seine typischen Gewürze, das Süßliche von Crepes und Waffeln, der Geruch von auf Holzkohle Gegrilltem.

 

Während ich aß, beobachtete ich die von Stand zu Stand hetzenden Leute - das machte mir nichts aus. Danach freute ich mich wie ein kleines Kind auf frisch gebrannte Mandeln - ich liebe das Aroma von Zimt, Vanille und karamellisiertem Zucker...

 

 

Mir wurde an diesem Tag bewusst

Wir können immer entscheiden, ob wir bei diesem Rummel mitmachen, und falls wir es tun, mit welcher Einstellung. Das Denken und die innere Verfassung spielen eine Rolle!

 

Wer das ganze Jahr über mit sich und seinem Leben unzufrieden ist, wer Druck im Beruf, in der Partnerschaft oder in der Familie hat, der wird in der Vorweihnachtszeit sicherlich nicht das Gegenteil erfahren. Vom Leben und Alltag Gestresste werden sich beklagen, genervt sein und manche wahrscheinlich schimpfen. Sie werden das Negative wahrnehmen: Rücksichtslose und unfreundliche Menschen im Besorgungsstress, überfüllte Straßen in der Innenstadt u.v.m.

 

Aber es geht auch anders: Wir können den Druck herausnehmen, den wir uns vor allem im Kopf machen: "Ich muss noch unbedingt dies und das besorgen. Ich muss noch alles einpacken, ich muss noch zur Post. Ich muss bis dann und dann die und die Sachen fertig haben etc." Klar, dass unser Körper dementsprechend unter Spannung steht. Die Worte "muss" oder "müssen" bringen immer Druck und Hetze!

 

Als ich am späten Nachmittag bei meiner Postfiliale ca. 30 Personen mit Paketen warten sah, die ganz ungeduldig hin und hertippelten, entschloss ich mich spontan, das Geschenk an meine beste Freundin in Bayern erst nach Weihnachten loszuschicken. Nur eine schöne Weihnachtskarte sollte in den Postkasten, in der die Ankunft meines Präsentes nach dem zweiten Feiertag angekündigt wird.

 

Warum nicht? Da kann sich die Freundin doch gleich noch einmal freuen und neugierig sein. Zumal sicherlich bei fast jedem in Deutschland mehr als ein Geschenk pro Person unter dem Weihnachtsbaum liegt. Uns geht es einfach gut! Das dürfen wir genießen und wertschätzen...

 

Fotos: Robert Plucinsky
Fotos: Robert Plucinsky

Es geht um die innere Haltung

Wer in dieser Zeit zentriert und ganz bei sich ist und eine entspannte Haltung hat, den werden die Massen nicht stressen. Wer in sich ruht, wird sich nicht vom typischen Trubel anstecken lassen. Der Fokus wird auf ganz andere Details gerichtet sein, und so wird es möglich, trotz "Wirbelsturm im Außen" das Positive zu genießen.

 

So ergab sich, dass ich eben nicht k.o. war wie sonst. Ich freute mich über kleine Gesten und registrierte eben keine Rücksichtslosigkeit. Mir wurde freundlich die Eingangstür im Einkaufs-Center aufgehalten. Ich sah Menschen, die lächelten. Kleinkinder, die ehrfürchtig über den (ziemlich authentisch gestylten) Weihnachtsmann staunten. Leuchtende und etwas verwunderte Augen von asiatischen Touristen fielen mir auf, die anscheinend solche Adventsmärkte wie am Berliner Alexanderplatz noch nie gesehen hatten. Jemand rempelte mich versehentlich an, und welches Wort hörte ich danach? Nein, keine Funkstille, sondern ein "Entschuldigung"! Da kann man doch schnell verzeihen...

 

Das wünsche ich einfach jedem, dem hin und wieder an diesen Tagen alles zu viel wird: Nämlich ganz bei sich, in sich ruhend und zentriert zu sein, so dass es egal wird, was sich um einen herum abspielt.

 

Dann ist die Chance viel größer, dass Weihnachten besinnlich wird... :)

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0