Umswitchen!

Foto: unsplash.com (many thanks to Kyle Broad)
Foto: unsplash.com (many thanks to Kyle Broad)

 

Wie Du auf Stressauslöser und Konflikte in Deinem Leben reagierst, spielt deshalb eine bedeutende Rolle, weil Dein Denken entscheidet, ob Du Energie erhältst oder drastisch verlierst.

 

Ärger, Dramen, Streitereien, Schicksalsschläge verursachen Irritationen in Deinem System, im schlimmsten Fall Schocks, die im Organismus zur Starre führen können. Der Energiezufluss und -abfluss wird blockiert, und das zeigt sich später im Körper und im Verhalten.

 

Je mehr Energie Du hast, desto mehr Kraft steht Dir zur Verfügung, Deine Ziele zu erreichen und Dein Leben nach Deinen Wünschen zu gestalten.

 

Es gibt einen großen Energiekiller, der nicht nur Stagnation in Deinem Innersten verursacht, sondern insbesondere Dein Herz kalt macht, nämlich Verurteilung! Dein Verstand fällt permanent Urteile, bewertet Erfahrungen, Erlebnisse, vor allem Menschen und verteilt sie dann in die typischen Schubladen. Selbstverurteilung gehört ebenfalls dazu.

 

"Das ist gut, das ist schlecht. Die Frau da drüben ist bestimmt deshalb so fett, weil sie so viel frisst. Der bärtige Araber an der Ecke schaut immer so verachtend, der ist garantiert ein fanatischer Moslem. Flüchtlinge wollen nur Geld und vergewaltigen Frauen. Was haben die denn für komische Outfits? Wie kann man nur so etwas anziehen! Der kleine Junge stellt sich doof an. Die Verkäuferin lächelt nicht, sie ist unfreundlich. Alle Hartz 4-Empfänger sind faul. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Ich habe es nicht geschafft und bin ein Versager. Das ist hässlich, das ist schön..."

 

 

Der Kopf urteilt automatisch, er kategorisiert, vergleicht und klagt hauptsächlich an

Kritik hier, Kritik dort! Diese Haltung kostet Kraft! Und was mich extrem ärgert:

Ich ertappe mich selbst täglich dabei!

Das Kritisieren ist super schwer abzustellen! Genau dafür habe ich mich noch vor kurzem verurteilt. Da Schuldgefühle auch Lebensenergie rauben, beendete ich dieses Verhalten. Stichwort Selbstreflexion, sobald ich feststelle, ich urteile negativ, heißt es: Umswitchen! Jedenfalls versuche ich es.

 

Vorurteile komplett sein lassen und einfach beobachten! Aufhören, Momentaufnahmen zu bewerten. Die Menschen und ihre Eigenheiten tolerieren und akzeptieren. Alles hinnehmen, was sich zeigt. Schluss mit der Energieverschwendung durch ständiges Kommentieren in Gedanken! Buddhistische Mönche beherrschen diese große Kunst sicherlich. Es gibt schon einiges im Alltag bzw. in der Welt, bei dem man herausgefordert wird zu urteilen. Gelassen zu bleiben fällt schwer. Trotzdem bemühe ich mich zumindest darum.

 

Im Denken umzuswitchen, sobald ein Vorurteil wieder "Hallo" gesagt hat, beugt Energieverlusten vor. Wer Herz und Mitgefühl hat, der erhöht seine Lebenskraft. Er berührt sein Umfeld, verteilt Energie und bringt positive Prozesse in Gang - bei sich und seinen Mitmenschen. Im Kleinen macht man so die Welt ein wenig besser...

 

 

Zu diesem Thema ein Erlebnis in Bayern:

Auf dem Weg zum Bahnhof nach Ingolstadt wurde ich von einem Sammeltaxi abgeholt. Ein freundlicher, leicht untersetzter Taxifahrer mit bayerisch-schwäbischem Akzent, etwa 55 Jahre alt, beginnt sofort ein Gespräch (was mir sehr sympathisch ist, ich mag nämlich keine bedrückende Funkstille bei Autofahrten):

 

"Sind Sie aus Bayern?"

 

"Ja, ich bin 70 km von München aufgewachsen, wohne aber in Berlin."

 

"Ich war noch nie in Berlin!"

 

"Echt nicht? Besonders, wer sich für die Geschichte der ehemaligen DDR interessiert, ist hier richtig. Es gibt sehr viel zu sehen. Die Hauptstadt ist auf jeden Fall eine Reise wert!"

 

"Und die Menschen dort? Berliner Schnauze!? Hört man ja immer wieder, dass die dort etwas unfreundlich sind..."

 

"Meine Erfahrung ist schon: Die Berliner wirken anfangs etwas ruppig, und es dauert, bis sie ihr Herz herauskehren..."

 

"Wie manche unfreundliche Fahrgäste. Aber ich versuche das hinzunehmen und wünsche den Leuten trotzdem einen schönen Tag. Das bewirkt etwas in den Menschen. Vielleicht verändert sie mein ehrlich gemeinter Satz, und sie tragen es weiter."

 

"Da merkt man, dass sie in der Dienstleistung sind so wie ich früher. Als Kellner und Gastronom habe ich viele Jahre Gäste bedient. Stellte ich fest, dass jemand patzig und genervt reagierte, lies ich mich nicht auf sein "Spiel" ein. Innerlich folgte ich der Einstellung: Ich überzeuge dich von Herzen und nicht durch Strategie..."

 

"Das kann aber auch dauern, ist meine Erfahrung!" erwiderte der Fahrer.

 

"Stimmt! Man muss Geduld haben und darf nicht locker lassen. Jedenfalls versuche ich, wohlwollend zu bleiben, und vertraue darauf, dass ich es letztendlich doch schaffe. Natürlich gibt es auch Gäste, die einfach nur ihren Frust abladen wollen."

 

"Ja, das stimmt! Oha! Hier hätte ich abbiegen sollen. Mist! Na ja, da fahre ich hinten rum."

 

"Ich hoffe, wir sind trotzdem pünktlich am Bahnhof, und ich erwische meinen ICE nach Berlin!"

 

"Wir müssen nur auf eine ältere Dame warten. Blöd ist nur, die kommt leider sehr oft zu spät, und wenn man Pech hat, dann muss man bei Rot an der Bahnschranke warten. Könnte knapp werden. Da muss man sich schon beeilen, wenn es nicht gut läuft." (Ich innerlich: Okay Robert, ruhig bleiben und vertrauen - du erwischt deinen Zug. Der Fahrer fängt sich wieder.)

 

"Ach nein, ich bin ja in einem völlig falschen Ort, die Frau wartet ja an der Haltestelle zwei Kilometer weiter! Irgendwie habe ich mir das falsch notiert! Das tut mir leid. Heute ist echt ein komischer Tag, ich bin total durcheinander!"

 

Während der Taxi-Chauffeur Vollgas gab, konnte ich mich nicht zurückhalten, einen gut gemeinten Tipp zu geben, schon deshalb um den Fahrer etwas zu beruhigen (nee, keine Kritik!):

"Wenn Sie merken, dass der Tag komisch anfängt, dann empfehle ich Ihnen, im Kopf gleich umzuswitchen!"

 

Dennoch merkte ich dem netten Bayer an, dass er sich immer noch über seine beiden "Missgeschicke" ärgerte: "Das ist heute ein schlechter Tag!"

 

"Sagen Sie das nicht, ab jetzt wird er gut! Sie wissen doch: Solche negativen Aussagen haben eine bestimmte Kraft und können selbsterfüllende Prophezeiungen hervorrufen, und dieser Tag wird Ihrer Einstellung entsprechend verlaufen..."

 

Im Rückspiegel sah ich, wie der Bayer lächelte: "Ah ja, da haben Sie schon recht. Okay! Ab jetzt wird der Tag gut. Sie motivieren mich ja richtig!"

 

"Nicht umsonst nenne ich mich Impulsgeber. Wenn etwas am Anfang schief läuft, dann ist es wichtig, sich zu sammeln! Das negative Erlebnis ist wie eine Aufforderung, achtsamer zu sein. Mir hilft in solchen Momenten eine Visualisierung. Stellen Sie sich in Stresssituationen kurz etwas Entspannendes vor. Beispielsweise, Sie liegen am Strand und genießen die Sonne und das Meer, oder Sie gehen in einer Gebirgslandschaft spazieren und atmen die frische Luft usw. Solche Szenen können Wunder bewirken!

 

Auf jeden Fall zentriert Sie das wieder. 10 - 15 Sekunden reichen oft aus und beruhigen - noch besser in Kombination mit tiefem Ein- und Ausatmen. Versuchen Sie das mal. Danach denken Sie an das Umschalten im Kopf! In Panik zu geraten ist eine sehr menschliche Eigenschaft. Ich kenne das selbst – es passiert mir hin und wieder. Die Hauptsache ist: Man erkennt diesen Prozess rechtzeitig und greift sofort ein! Es beginnt im Geiste!"

 

In der richtigen Ortschaft angekommen, wartete die 70-jährige Dame bereits. Als sie einstieg, beschwerte sie sich über die Verspätung. An der Art, wie sie ihren Vorwurf äußerte, bemerkte ich: Die beiden sind schon öfter miteinander im Auto gesessen. Die kurze Desorientierung des Fahrers war trotz allem verflogen. Er entschuldigte sich aufrichtig, und die Dame scherzte:

 

"Wie konntest du mich nur vergessen, Joseph? Du bist doch eigentlich fit im Hirn und hast noch kein Alzheimer!"

 

Wir alle mussten schmunzeln, und während der restlichen Fahrt unterhielten wir uns noch angeregt. Alles lief reibungslos. Keine Horrorszenarien! Trotz aller Verzögerungen kam ich am Ende überpünktlich am Bahnhof an. Ich bin sicher, wir drei trugen mit unserer versöhnlichen Haltung dazu bei.

 

 

Vergiss kräftezehrende negative Urteile! Deine Haltung entscheidet

That´s life! Je nachdem, welche Einstellung man im Leben hat: Irritationen, Hochs und Tiefs gibt es immer, und sie halten Erkenntnisse bereit. Es liegt an jedem selbst, ob er im Denken zur rechten Zeit umswitcht und sich durch positives Fokussieren und Vertrauen alles zum Guten wendet. Mein Energielevel war an diesem Tag oben.

 

Dass das (möglichst immer) gelingt, wünsche ich auch dir, egal in welchem Lebensbereich...

 

 

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